PA 15.12.2022: Neue Video-Bewusstseinskampagne „Keine Privatsache“: Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen

       

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      Presseinformation

      „Keine Privatsache“: Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen 

      Die neue Video-Bewusstseinskampagne des AÖF - Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser zur Beendigung von Gewalt an Frauen und Mädchen wurde im Votivkino in Wien präsentiert.

      Wien, 15.12.2022. Trotz guter Gesetze und Maßnahmen zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen ist es nach wie vor eine Tatsache: In Österreich ist jede dritte Frau1 von körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch Männer innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen (erlebt ab dem Alter von 15 Jahren) betroffen – das sind nahezu 35% der weiblichen Bevölkerung. Mehr als jede 4. Frau musste eine Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz erfahren (26,59 %), ebenso ist mehr als jede 5. Frau von Stalking betroffen (21,88 %).

      Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Communities, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen. Die Täter stehen häufig in einem Beziehungs- oder Familienverhältnis zur Betroffenen. Auch die schwere Gewalt und die Morde an Frauen nehmen jährlich zu und haben sich im Zeitraum von 2014 bis 2018 sogar mehr als verdoppelt. Im Jahr 2022 wurden bereits 28 Frauen, in den meisten Fällen vom Ehemann, Lebensgefährten oder Ex-Partner, ermordet – in kaum einem anderen Land Europas werden so viele Morde an Frauen begangen.

      Diese traurigen Zahlen zeigen, dass Machtungleichheit der Geschlechter und patriarchales Denken in unserer Gesellschaft nach wie vor weit verbreitet sind. Es benötigt daher fortlaufend Kampagnen, die zur Bewusstseinsbildung in breiten Gesellschaftsschichten und zu einem grundlegenden Umdenken führen und eine tiefgreifende Veränderung bewirken.

      Der Verein AÖF setzt sich seit Jahrzehnten für Gewaltschutz und -prävention ein und präsentierte im Rahmen einer Pressekonferenz am 15. Dezember 2022 im Votivkino in Wien den neuen Video-Spot „Keine Privatsache“, in dem die Gesellschaft – also wir alle – aufgerufen wird, gemeinsam das Thema anzusprechen, Betroffene zu unterstützen und Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu beenden.

      1 siehe Statistik Austria, 2021: https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/kriminalitaet-und-sicherheit/gewalt-gegen-frauen

      Link zum Video #KeinePrivatsache

      YouTube-Playlist zur Videokampagne #KeinePrivatsache

      Link zur Presseaussendung

      Link zu den Presseunterlagen 

      Videoaufnahme der Pressekonferenz

       

      Statements der Podiumsteilnehmer*innen:

      Mag.a Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin AÖF - Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser:

      Österreich hat grundsätzlich viele Maßnahmen und Gesetze im Gewalt- und Opferschutz. Österreich hat auch die Istanbul-Konvention 2014 ratifiziert und sich somit verpflichtet, jede gewaltbetroffene Frau bestmöglich zu schützen und zu unterstützen. Österreich hat seither einen neuen Auftrag in der Gewaltprävention.

      Dennoch ist das Ausmaß der Gewalt an Frauen enorm hoch und alarmierend. Gewalt an Frauen ist sogar gestiegen, laut Statistik Austria ist jede 3. Frau mindestens einmal im Leben von Männergewalt betroffen. Auch die Zahl der Femizide haben sich nicht reduziert – die vielen Mordversuche und die Arbeit mit einer hohen Anzahl an „hochrisikogefährdeten“ Frauen und deren Kindern sind an der Tagesordnung der Frauenhäuser.

      Der Verein AÖF - Autonome Österreichische Frauenhäuser erhebt laufend und stellvertretend die Stimme der Betroffenen und weist regelmäßig auf die schwierige Situation und oft aussichtslose Lage von Frauen und deren Kindern hin und fordert die politisch Verantwortlichen auf, alle Artikel der Istanbul-Konvention rasch, ernsthaft und wirksam umzusetzen.

      Ein zentraler und wichtiger Bereich im Gewalt- und Opferschutz ist die Bewusstseinsbildung, wie es im Artikel 13/1, steht, der Österreich auffordert, „dafür Sorge zu tragen, dass die Allgemeinbevölkerung über die verschiedenen Formen von Gewalt informiert wird, die Frauen regelmäßig erleiden, sowie über die unterschiedlichen Erscheinungsformen häuslicher Gewalt. Es geht darum, allen Mitgliedern der Gesellschaft dabei zu helfen, diese Gewalt zu erkennen, sich gegen sie auszusprechen und die Opfer – aus der Nachbarschaft, aus dem Freundes- und Kollegenkreis oder aus der Verwandtschaft – nach Kräften zu unterstützen. Diese Verpflichtung umfasst die regelmäßige Organisation von Kampagnen und Programmen zur Bewusstseinsbildung, mit denen diese Fragen unter Berücksichtigung der Unterschiede zwischen Männern und Frauen behandelt und erläutert werden. Zu diesen Bewusstseinsbildungsaktivitäten muss die Verbreitung von Informationen über die Gleichstellung zwischen Frauen und Männern, über nicht stereotype Geschlechterrollen und die gewaltfreie Lösung von Konflikten in zwischenmenschlichen Beziehungen zählen.“ Zudem erachteten die Verfasser es als wichtig, dass in diesen Kampagnen die „schädlichen Auswirkungen von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt auf Kinder hervorgehoben werden.“

      Mit unserem neuen Bewusstseinsvideo #KeinePrivatsache – Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen tragen wir dazu bei „die schädlichen Auswirkungen von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt auf Kinder“ (Zitat aus der Istanbul-Konvention) hervorzuheben, aufzuzeigen und aufzufordern, aktiv etwas dagegen zu tun.

      Denn jeder und jede kann einen Beitrag in der unmittelbaren Umgebung für ein Ende der Gewalt an Frauen leisten, als Freund*in, als Arbeitskolleg*in, als Nachbar*in, als Mann oder Frau. Niemand hat mehr eine Ausrede wegzuschauen – jede*r kann eine klare Haltung gegen Gewalt an Frauen einnehmen.

      Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Hekate Film Collective, bei den engagierten Schauspieler*innen und beim Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, BMSGPK für die finanzielle Unterstützung.

      Hekate Film Collective: İpek Hamzaoğlu und Barbara Juch, Produzent*innen des Video-Spots „Keine Privatsache“:

      Jede dritte Frau ist in Österreich von Gewalt betroffen. Darüber hinaus ist Österreich eines der Länder mit den meisten Femiziden im europäischen Vergleich. Das muss sich ändern. Gewalt an Frauen darf nicht mehr in die private Sphäre geschoben werden, sondern muss als gesamtgesellschaftliches Problem wahrgenommen werden, für das es auch gesamtgesellschaftliche Lösungen gibt: Gewalt an Frauen darf keine Privatsache mehr sein. Wir alle können und müssen uns einmischen.

      Bei der Auswahl der Szenen war es uns wichtig, eine Bandbreite der verschiedenen Formen von Gewalt und dabei immer auch der Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Die einzelnen Beispiele – auch wenn sie unterschiedliche Formen der Gewalt thematisieren – verbindet eine klare Positionierung gegen Gewalt. Weiterhin war es uns wichtig, einen hoffnungsvollen Grundton zu kreieren, der zeigt, dass wir nicht ohnmächtig sind. Eine Veränderung kann und muss stattfinden: Wir alle, als Nachbar:innen, Freund:innen und verantwortungsbewusste Mitbürger:innen, können uns gegen Gewalt an Frauen rechtzeitig einsetzen, um die Lebenssituation für alle Frauen in Österreich zu verbessern.

      Thomas Weilharter, Schauspieler und Performer:

      Als Künstler ist es mir ein Anliegen, auf soziale und gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen und sie zu unterstützen. Besonders Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist leider immer noch ein massives Problem. Als Mann will ich mich daher dafür einsetzen, dass wir lernen Verantwortung zu übernehmen, um ein gewaltfreies Miteinander in unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Wir alle können etwas tun, wir alle können lernen, uns bei Gewalt an Frauen einzumischen und verantwortungsvoll zu handeln. Wir alle können einen Beitrag leisten, um Gewalt gegen Frauen zu beenden. Mit der Mitwirkung an der Video-Kampagne „Keine Privatsache“ des AÖF - Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser möchte ich einen Beitrag leisten, das Bewusstsein in der Gesellschaft zum Thema Gewalt durch Männer an Frauen zu erhöhen und im Besonderen Männer dafür zu gewinnen, Teil der Lösung des Problems zu werden.

       

      Kontakt:
      AÖF - Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser
      Informationsstelle gegen Gewalt 
      Mag.a Eva Zenz
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      Tel.: 01/544 08 20-23 oder 0660-90 60 611

      Mag.a Maria Rösslhumer
      Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
      Tel.:  0664 793 07 89 
      www.aoef.at

       

      Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung:

      In Kooperation mit:  

       

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      Details siehe hier.

      Stand: 15.4.2024

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        Femizide

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        Mord- versuche / Schwere Gewalt

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