Unter der Projektleitung von Claudia Hornberg und Monika Schröttle wurde erstmals eine repräsentative Studie zur Lebenssituation von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland durchgeführt. Diese hat ergeben, dass die befragten Frauen besonders stark von Gewalt in jeglicher Form betroffen sind. Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen sind sowohl in hohem Ausmaß Opfer von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt als auch oftmals vielfältigen Formen von Diskriminierung und struktureller Gewalt ausgesetzt. Dies zeigt, dass Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen bislang unzureichend vor körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt geschützt wurden.

      Schlüsselergebnisse der Studie

      Mädchen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen sind in Hinblick auf Gewalt besonders vulnerabel und gefährdet, vor allem hinsichtlich sexuellem Missbrauch und sexuellen Übergriffen. Die Autorinnen stellen einen wechselseitigen Zusammenhang zwischen Gewalt und der gesundheitlichen Beeinträchtigung/Behinderung fest: Frauen mit Beeinträchtigungen haben ein höheres Risiko als Frauen der Durchschnittsbevölkerung1, Opfer von Gewalt zu werden, und gleichzeitig tragen die Gewalterfahrungen häufig zu späteren gesundheitlichen und psychischen Beeinträchtigungen bei.

      Die Auswertung der qualitativen Interviews ergab weiters einen Zusammenhang zwischen sexuellen Übergriffen mit Formen der Beeinträchtigung, die Hilfeleistungen im Kontext von Körperpflege erforderlich machen, und Einschränkungen der physischen Gegenwehr durch Körperbehinderung.

      Die oftmalige spezifische Sozialisation der befragten Frauen zur Anspruchslosigkeit und Wehrlosigkeit fördert die Vulnerabilität für Gewalt und Dominanz in Paarbeziehungen.

      Besonders auffällig sind die hohen Belastungen durch sexuelle Gewalt in Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben. Je nach Untersuchungsgruppe2 waren die befragten Frauen zwei- bis dreimal häufiger von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Jugend betroffen als Frauen der Durchschnittsbevölkerung.

      Frauen mit psychischen Erkrankungen, die in Einrichtungen leben, sind die am höchsten von Gewalt belastete Gruppe der repräsentativen Befragung. Gehörlose Frauen sind die am höchsten von Gewalt belastete Gruppe der Zusatzbefragung. Von jenen wurde vor allem sexuelle Gewalt in Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben erlebt.

      Zur Studie

      Unter der Leitung der Sozialwissenschafterinnen Claudia Hornberg und Claudia Schröttle wurde erstmals eine Studie in Deutschland durchgeführt, in der Frauen mit  Beeinträchtigungen und Behinderungen repräsentativ zu ihrer Lebenssituation, ihren Belastungen, zu Diskriminierungen und Gewalterfahrungen in der Kindheit sowie im Erwachsenenleben befragt wurden.

      Insgesamt wurden 1.561 Frauen im Alter von 16 bis 65 Jahren, mit und ohne Behindertenausweis, in Einrichtungen oder in Haushalten lebend und mit starken, dauerhaften Beeinträchtigungen und Behinderungen befragt. Zusätzlich zu diesen quantitativen Befragungen3 wurden in einer qualitativen Studie 31 von Gewalt betroffene Frauen mit unterschiedlichen Behinderungen in Haushalten und Einrichtungen befragt.

      Gewalt in Kindheit und Jugend4

      Je nach Untersuchungsgruppe erlebten 50 bis 60 Prozent der befragten Frauen psychische Gewalt und psychisch verletzende Handlungen durch die Eltern in ihrer Kindheit und Jugend.

      20 bis 34 Prozent erlebten sexuellen Missbrauch durch Erwachsene, womit die befragten Frauen zwei- bis dreimal häufiger betroffen waren als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt (10 Prozent). Unter Miteinbeziehung von sexuellem Missbrauch durch andere Kinder und Jugendliche (zusätzlich zu sexuellem Missbrauch durch Erwachsene) berichtete je nach Untersuchungsgruppe jede zweite bis vierte Frau der Studie von sexuellen Übergriffen in Kindheit und Jugend. Die am häufigsten betroffene Gruppe waren gehörlose Frauen (52 Prozent), gefolgt von blinden Frauen (40 Prozent). Auch psychisch erkrankte Frauen (36 Prozent) und körperlich-/mehrfachbehinderte Frauen (34 Prozent) waren besonders häufig von sexuellen Übergriffen in Kindheit und Jugend betroffen.

      Auffällig ist, dass Frauen, die in der Kindheit ganz oder teilweise in Einrichtungen aufgewachsen sind, dort in erheblichem Ausmaß psychischer und körperlicher Gewalt ausgesetzt waren: Die Hälfte (48 Prozent) der in einfacher Sprache befragten Frauen, die in Heimen oder Internaten ganz oder zum Teil aufgewachsen sind, erlebten dort psychische Übergriffe und mehr als ein Drittel (35 Prozent) körperliche Übergriffe.

      Gewalt im Erwachsenenleben5

      68 bis 90 Prozent der befragten Frauen erlebte, abhängig von der Untersuchungsgruppe, psychische Gewalt und psychisch verletzende Handlungen im Erwachsenenleben, wobei gehörlose, blinde und psychisch erkrankte Frauen mit 84 bis 90 Prozent die am häufigsten betroffenen Gruppen.

      Mit 58 bis 75 Prozent waren mehr als doppelt so viele Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen von körperlicher Gewalt betroffen als Frauen der Durchschnittsbevölkerung (35 Prozent). Vor allem gehörlose (73 Prozent) und psychisch erkrankte Frauen (75 Prozent) erlebten bisher in ihrem Leben physische Gewalt.

      Zu sexuellen Handlungen wurden je nach Untersuchungsgruppe 21 bis 43 Prozent der Frauen gezwungen, am häufigsten dabei gehörlose (43 Prozent) und psychische erkrankte Frauen (38 Prozent).

      Eine besonders von Gewalt im Erwachsenenleben betroffene Gruppe sind gehörlose Frauen. Jene sind am meisten von körperlicher und sexueller Gewalt betroffen – 75 Prozent der gehörlosen Frauen erlebte körperliche Gewalt seit dem 16. Lebensjahr, 43 Prozent der gehörlosen Frauen war von sexueller Gewalt im Erwachsenenleben betroffen, und 84 Prozent erlebte psychische Übergriffe und psychisch verletzende Handlungen. Weiters sind gehörlose Frauen oftmals von körperlicher Partnergewalt betroffen.

      Gewaltkontext und Täterinnen und Täter6

      Wie bei Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt stammen die Täterinnen und Tätern überwiegend aus dem unmittelbaren sozialen Nahraum von Partnerschaft und Familie, also aus dem häuslichen Kontext.

      Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen sind deutlich häufiger von psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt durch den Partner betroffen als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt.

      Bei Frauen, die in Einrichtungen leben, ist die körperliche und sexuelle Gewalt durch BewohnerInnen und ArbeitskollegInnen sowie psychische Gewalt durch BewohnerInnen und Personal besonders signifikant.

      Multiple Gewalterfahrungen in Kindheit, Jugend und Erwachsenenleben7

      Die Ergebnisse der Studie zeigen klar auf, dass Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen sowohl erheblich häufiger einzelnen Formen von Gewalt in Kindheit, Jugend und im Erwachsenenleben, als auch erheblich häufiger fortgesetzte und multiple Gewalterfahrungen in Kindheit, Jugend und im Erwachsenenleben erleben als Frauen der Durchschnittsbevölkerung.

      Fazit und Ausblick

      Das hohe Ausmaß der Gewalt, die Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in allen Lebensphasen erlebten, zeigt klar auf, dass jene bislang unzureichend vor körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt geschützt wurden.

      Niederschwellige, barrierefreie Schutz- und Unterstützungsangebote für Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen sind dringend gefordert.

      Auch die wichtige Rolle von Ärztinnen und Ärzte als Vermittlerinnen und Vermittler an Hilfseinrichtungen ist zu betonen. Aufklärung und Sensibilisierung von Berufsgruppen, die erste Ansprechpartnerinnen und -partner für gewaltbetroffene Frauen sind, muss daher erfolgen.

      Festzuhalten gilt auch, dass die dargestellte personale Gewalt gegen Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in ein System, das von struktureller Gewalt und Diskriminierung jener geprägt ist, eingebettet ist.

      Gewaltprävention kann nur greifen, wenn diese mit einem konsequenten Abbau von Diskriminierung und struktureller Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen einhergeht.

       

      Quelle:

      Schröttle, Hornberg, Glammeier, Sellach, Kavemann, Puhe, Zinsmeister (2012): Lebenssituation und Belastungen von Frauen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in Deutschland. Bielefeld, Frankfurt, Berlin, Köln.


      Diese Zusammenfassung
      der Studie gibt es als PDF hier zum Download.

      Eine Kurzfassung der Studie hier online abrufbar.

      Ein Fact Sheet zur Studie kann hier heruntergeladen werden.

      Link zur Studie auf www.bmfsfj.de


      1 Die Vergleiche mit Frauen der Durchschnittsbevölkerung beziehen sich auf die Forschungsergebnisse folgender Studie: Schröttle, Monika/Müller, Ursula (2004): Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Berlin.

      2 800 Frauen wurden über einen repräsentativen Haushaltszugang, 420 Frauen im Rahmen einer repräsentativen Einrichtungsbefragung und 341 Frauen im Rahmen einer nichtrepräsentativen Zusatzbefragung in Haushalten (seh-, hör- und schwerstkörper- und mehrfachbehinderte Frauen) befragt.

      3 Jene wurde mit einem strukturierten Fragebogen durchgeführt.

      4 Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Ergebnisse der quantitativen Forschung.

      5 Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Ergebnisse der quantitativen Forschung.

      6 Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Ergebnisse der quantitativen Forschung.

      7 Dieser Abschnitt bezieht sich auf die Ergebnisse der quantitativen Forschung.

      Ende November 2012 wurden die Ergebnisse des 4. Frauenbarometers zum Thema " Gewalt gegen Frauen" präsentiert.

      Die Präsentationsunterlagen zum Frauenbarometer können Sie herunterladen: Präsentationsunterlagen

      Die Presseunterlagen zum Frauenbarometer können Sie herunterladen: Presseunterlagen

      Zur Umfrage

      Beim österreichischen „Frauenbarometer“ handelt es sich um eine repräsentative Online-Umfrage (n = 1.245) zur Gleichstellung in Österreich. Diese Erhebung wird vierteljährlich durchgeführt und widmet sich dabei auch aktuellen frauenpolitischen Themen. Befragt werden Österreicherinnen und Österreicher zwischen 15 und 69 Jahren. Das Sample der Umfrage ist nach Geschlecht, Alter, Bundesland, Kindern im Haushalt, Schulbildung, Berufstätigkeit und Migrationshintergrund repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung. Es werden sowohl Frauen als auch Männer befragt, um geschlechtsspezifische Unterschiede im Problembewusstsein und den Anliegen erfassen zu können.

      Quelle: http://www.frauen.spoe.at/4-frauenbarometer-schwerpunkt-gewalt-gegen-frauen#overlay-context= [Stand: 11.12.2012]

      Das Österreichische Institut für Familienforschung führte die erste Repräsentativuntersuchung über die verschiedenen Ausprägungen und über das tatsächliche Ausmaß der in der Familie sowie im nahen sozialen Umfeld vorfindbaren Gewalt durch.

      Insgesamt wurden 1.292 Frauen und 1.042 Männer im Alter zwischen sechzehn und sechzig Jahren befragt (vgl. ÖIF 2011, 31). Die Auswertungen zeigen, dass nur eine kleine Gruppe der befragten Frauen (7,4 Prozent) und Männer (14,7 Prozent) noch nie einen Übergriff in seinen unterschiedlichen Ausprägungen erlebt hat (vgl. ebd. 8).

      Die Studienergebnisse zeigen klar auf, dass für viele Frauen das zu Hause der gefährlichste Ort ist, denn dort sind Frauen am häufigsten körperlichen bzw. sexuellen Gewalthandlungen ausgesetzt. Frauen, die von Gewalt betroffen sind, erleben oft eine starke Viktimisierung sowie Kombinationen von Gewalthandlungen.


      Psychische Gewalt

      Die häufigsten Übergriffe erlitten die Befragten in Form von psychischer Gewalt, von der 85,6 Prozent der Frauen und 78,4 Prozent der Männer betroffen waren (vgl. ebd. 82). Bei beiden Geschlechtern ist der häufigste Kontext, in dem diese stattfindet, die Ausbildung und das Erwerbsleben, gefolgt von Partnerschaft (vgl. ebd. 62). Bei letzterer zeichnen sich klare geschlechtsspezifische Unterschiede ab, denn Frauen sind mit 44,6 Prozent bedeutend häufiger Opfer psychischer Gewalt in einer Partnerschaft als Männer mit 28,2 Prozent (vgl. ebd. 62).


      Physische Gewalt

      Auch im Bereich der körperlichen Übergriffe differiert die Anzahl der Erfahrungen zwischen Frauen und Männern nicht wesentlich: 61,4 Prozent der Männer und 56,8 Prozent der Frauen haben mindestens einmal körperliche Gewalt erlebt (vgl. ebd. 90). Deutliche Unterschiede zeigen sich jedoch in den Orten, an denen diese erfahren wurde. Während Männer vor allem im öffentlichen Raum körperlichen Übergriffen ausgesetzt sind (33,0 Prozent) so ist es bei Frauen der soziale Nahraum: 29,1 Prozent berichten von körperlichen Gewalterfahrungen in der Partnerschaft und 25,2 Prozent in der Familie (vgl. ebd. 62).


      Sexuelle Belästigung und sexuelle Gewalt

      Die sexuelle Belästigung sowie die sexuelle Gewalt sind jene Gewaltformen, innerhalb derer die Studie die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede aufzeigt. Insgesamt berichten 3 von 4 Frauen (72,4 Prozent) im Gegensatz zu jedem vierten Mann (27,2 Prozent) über Erfahrungen mit sexueller Belästigung (vgl. ebd. 71).Am häufigsten erleben Frauen diese Gewaltform im öffentlichen Bereich (51,3 Prozent) (vgl. ebd. 62). Nahezu jede dritte Frau (29,5 Prozent) und nicht ganz jeder zehnte Mann (8,8 Prozent) muss sexuelle Gewalt erleben, wobei Frauen häufig in der Partnerschaft, an öffentlichen Orten und im Freundes- bzw. Bekanntenkreis Übergriffen ausgesetzt sind (vgl. ebd. 74 und 62).


      Orte der Gewalt

      Auch hinsichtlich der Örtlichkeiten, an denen körperliche bzw. sexuelle Gewalthandlungen stattfinden, zeigen sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen erleben den größten Teil von Gewaltübergriffen in der eigenen Wohnung bzw. in der Wohnung anderer, also im nahen sozialen Umfeld. So berichten drei von vier Frauen (73,9 Prozent) von körperlicher Gewalt und zwei Drittel (64,6 Prozent) von sexuellen Gewalterfahrungen in der eigenen Wohnung und/oder in der Wohnung von anderen.
      Jede zweite Frau (55,9 Prozent) erlebte körperliche Gewalt und jede dritte Frau (32,3 Prozent) sexuelle Gewalt in der eigenen Wohnung. Jede fünfte Frau (18,0 Prozent) berichtet von körperlicher Gewalt und jede dritte Frau (3,2 Prozent) von sexueller Gewalt in der Wohnung von anderen.Männer wiederum erleben derartige Übergriffe hauptsächlich an öffentlichen Orten wie auf der Straße, in Lokalen oder am Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz (vgl. ebd. 64).


      Alter und Viktimisierung

      Darüber hinaus wird aus der Studie ersichtlich, dass Frauen körperliche Gewalt häufig im Alter von 20 bis 40 Jahren erleben, was auf Gewalt in der Paarbeziehung hinweist (vgl. ebd. 77), sowie dass Frauen grundsätzlich eine stärkere Viktimisierung erleben (vgl. ebd. 121f.). So berichtet jede dritte Frau von mindestens einer sehr schweren psychischen Gewalterfahrung, und rund jede 10. Frau erlebt sehr schwere körperliche Gewalt. Zwei Drittel der Frauen ist Formen der (sehr) schweren sexuellen Belästigung ausgesetzt und jede fünfte Frau ist von sehr schwerer sexueller Gewalt betroffen. In der Studie wird auf einen engen Zusammenhang zwischen Gewalt in der Kindheit und Jugend und Gewalt im Erwachsenenleben hingewiesen, denn Gewalterfahrungen in der Kindheit erhöhen den Ergebnissen zufolge das Risiko, auch im Erwachsenenalter schwere Gewalt zu erfahren (vgl. ebd. 126f.). Weiters sind Frauen deutlich stärker von allen vier Formen der Gewalt betroffen als Männer: Jede vierte Frau (20,7 Prozent) macht Gewalterfahrungen mit allen vier Formen der Gewalt – gegenüber 5,5 Prozent der Männer – und weiters muss jede vierte Frau (25,6 Prozent) dreifache Gewalterfahrungen machen (vgl. ebd. 60f.).


      Ergebnisse zu den Gewalterfahrungen von 2007 bis 2010

      Neben der Prävalenz über das gesamte Leben als Erwachsener (der 16- bis 60jährigen) erhebt die Studie auch die Gewalterfahrungen zwischen 2007 und 2010 und erlaubt somit einen Einblick in das konkrete Gewalterleben in den letzten Jahren.

      Hier berichten Frauen vor allem in den sexualisierten Gewaltformen deutlich stärker von Gewalterfahrungen: Knapp jede zehnte Frau (8,5 Prozent) hat in den letzten drei Jahren sexuelle Gewalt erlebt – gegenüber 2,1 Prozent der Männer (vgl. ebd. 130f).

      Von körperlichen Gewalterfahrungen zwischen 2007 und 2010 berichten Frauen (15,4 Prozent) und Männer (15,1 Prozent) in einem gleich hohen Ausmaß, allerdings durch unterschiedliche Täter/innen. (vgl. ebd. 130)

      Die starke Einbindung der Gewalt in die Partnerschaft bei Frauen zeigt sich auch in den Angaben zu den Täterinnen und Täter, durch die Gewalt zwischen 2007 und 2010 ausgeübt wurde. Bei einer Rangreihung der Täterinnen und Täter der letzten Jahre (2007 bis 2010) zeigt sich beispielsweise bei der körperlichen Gewalt, dass am häufigsten körperliche Gewalt durch den Ex-Partner erlebt wurde, gefolgt vom derzeitigen Partner. Betrachtet man dies in Zahlen so zeigt sich, dass 7,4 Prozent Frauen (74 Frauen auf 1.000 Frauen) in den letzten Jahren (2007 bis 2010) körperliche Gewalt durch den derzeitigen Partner oder den Ex-Partner erfahren haben. Von allen Frauen, die zwischen 2007 und 2010 sexuelle Gewalt erfahren haben, hat knapp jede zweite Frau die sexuelle Gewalt durch den derzeitigen Partner bzw. Ex-Partner erfahren: 8,5 Prozent Frauen haben sexuelle Gewalt in den letzten Jahren (2007 bis 2010) erlebt und 3,5 Prozent Frauen (35 Frauen auf 1.000 Frauen) haben die sexuelle Gewalt in diesen drei Jahren durch den derzeitigen Partner bzw. den Ex-Partner erfahren (eigene Berechnungen des ÖIF für AÖF).


      Zur Studie

      Ziel der Studie ist es, einen Beitrag zur Versachlichung der Gewaltforschung sowie zur Objektivierung der öffentlichen Diskussion zu leisten, indem erfahrene und ausgeübte Übergriffe erforscht werden. Der Aufbau der Studie als geschlechtervergleichende Prävalenzstudie ermöglichte es, die unterschiedlichen Gewalterfahrungen von Frauen und Männern sowie die eigene Täterschaft zu erheben und abzubilden.

      Die Befragung gliedert sich in drei Segmente: in Gewalterfahrungen,

      a)      die in der Kindheit bis zum 16. Lebensjahr,

      b)      die seit dem 16. Lebensjahr und

      c)      die in den letzten drei Jahren (2007 bis 2010) erlebt wurden.

      Dadurch sollte ein möglichst umfassender Einblick in die Erfahrungswelten der befragten Frauen und Männer bezüglich der folgenden vier Gewaltformen gewonnen werden:

      1. Verletzungen der psychischen Integrität der Betroffenen durch psychische Übergriffe,
      2. körperliche Gewalt,
      3. sexuelle Belästigung und
      4. sexuelle Gewalt.

       

      Quelle:

      Gewalt in der Familie und im nahen sozialen Umfeld . Österreichische Prävalenzstudie zur Gewalt an Frauen und Männern (Wien 2011)
      Herausgeber: Österreichisches Institut für Familienforschung an der Universität Wien
      AutorInnen: Olaf Kapella, Andreas Baierl, Christiane Rille-Pfeiffer, Christine Geserick, Eva-Maria Schmidt

      Studie als Download unter: Link zur Studie oder Website des OIF

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      Femizide und Mordversuche 2024

      Details siehe hier.

      Stand: 28.3.2024

      • 7

        Femizide

      • 16

        Mord- versuche / Schwere Gewalt

        Projekt-Partnerschaften

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