Frauenhäuser sind Einrichtungen für „hochrisikogefährdete" Frauen und deren Kinder.
Bei Scheidung und Trennung sind Schutz und Sicherheit das Wichtigste
Wien, 5. Juni 2012: Die autonomen österreichischen Frauenhäuser sind tief betroffen, dass wieder ein Kind – diesmal ein Bub in St. Pölten – aufgrund von Gewalt in der Familie sterben musste. „Wir trauern auch mit der jüngeren Schwester, die die Erschießung des Bruders durch den eigenen Vater mit ansehen musste. Sie wird ihr Leben lang mit dieser traumatischen Erfahrung leben müssen“, so Birgit Thaler-Haag, die Obfrau des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser und Geschäftsführerin des Salzburger Frauenhauses.
Kinder sind bei Gewalt in der Familie immer betroffen. Insbesondere bei Scheidung und Trennung gehören sie zu den besonders hoch gefährdeten Opfergruppen. Kinder werden von gewalttätigen Männern nicht selten als „Waffe" gegen die (Ex-)Frau eingesetzt.
„Daher begrüßen wir die neu errichtete interministerielle Arbeitsgruppe „Task Force Kinderschutz", die am 6. Juni startet und zu der auch Frauenhäuser, Kinder- und Opferschutzeinrichtungen eingeladen wurden“, berichtet Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. „Wir hoffen, dass damit weitere wichtige Schritte zum Schutz der Kinder bei Gewalt in der Familie erarbeitet werden können.“
Laut der Statistiken der autonomen österreichischen Frauenhäuser und der Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren sind jährlich tausende Kinder entweder direkt von Gewalt betroffen oder werden ZeugInnen von Gewalt des Vaters gegenüber der Mutter. Es ist anzunehmen, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist.
Daher gehören Frauenhäuser zu den zentralen Opferschutzeinrichtungen in Österreich. Sie bieten vor allem „high risk victims", also besonders risikogefährdeten Frauen und Kindern, Schutz und Sicherheit durch eine sofortige Wohnmöglichkeit, aber auch umfassende professionelle Beratung und Unterstützung während und auch nach einem Frauenhausaufenthalt.
Frauen bekommen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen über die weiteren (rechtlichen) Schritte und Perspektiven ihres Lebens nachzudenken. Kinder werden durch geschulte und erfahrene Beraterinnen psychologisch und therapeutisch betreut, damit sie die Gewalterfahrungen aufarbeiten können. „Frauenhäuser arbeiten vernetzt: Sie nehmen Kontakt mit den Jugendämtern, Schulen und Kindergärten auf, um vor der besonderen Gefährlichkeit eines Täters zu warnen und die notwendigen Vorkehrungen zum Schutz der Kinder zu treffen“, so Birgit Thaler-Haag.
Wichtig ist, dass alle Behörden und Institutionen alles tun, um jedes Opfer vor Gewalt zu schützen. „Bagatellisierung und Verharmlosung von Gewalttaten führen zu Hochrisikosituationen“, stellt Maria Rösslhumer fest.
„Wir fordern daher Justiz und Polizei auf, die Straftatbestände und wiederholte Gewalt von Tätern besonders ernst zu nehmen und Täter zur Verantwortung zu ziehen“, betont Birgit Thaler-Haag. Es kommt nicht selten vor, dass Täter Betretungsverbote und Einstweilige Verfügungen mehrmals übertreten und nicht bestraft werden. Diese Männer sind aber besonders gefährliche Täter und bringen Frauen und Kinder in Lebensgefahr. „Bei wiederholten Gewalttaten und Gefährlichen Drohungen muss von einer besonders hohen Gefährlichkeit des Täters ausgegangen werden, und nur eine sofortige Inhaftierung kann Frauen und Kinder wirksam schützen“, fordert Birgit Thaler-Haag.
Die Mitarbeiterinnen der Frauenhäuser schließen sich den Forderungen an, die polizeiliche Wegweisung auszuweiten und ein sofortiges Kontaktverbot, das dann auch im Bereich der Schulen und Kindergärten gilt, auszusprechen und diese zu informieren. Dadurch bekommen KindergartenpädagogInnen und LehrerInnen die rechtliche Möglichkeit, rasch zu agieren und die Polizei zu verständigen, um Kinder vor drohender Gewalt besser zu schützen.
Maria Rösslhumer fordert erneut, „dass gewaltbedrohte und hilfesuchende Frauen und Kinder immer einen Platz in einem Frauenhaus bekommen und Frauenhäuser finanziell ausreichend abgesichert werden, damit sie Frauen und Kinder auf dem Weg in ein gewaltfreies Leben unterstützen und begleiten können.“
Rückfragehinweis:
Mag.a Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins AÖF,
E:
Mag.a Birgit Thaler-Haag, Leiterin des Frauenhauses Salzburg,
E-Mail: