IMPLEMENT- Spezialisierte Unterstützung für Opfer von Gewalt im Gesundheitssystem Europas

      EU-Daphne Projekt: JUST/2013/DAP/AG/5361implement_logo.jpg

      Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, AÖF hat gemeinsam mit 5 Organisationen

      aus anderen europäischen Ländern (Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Italien und Rumänien) ein zweijähriges EU Projekt im Rahmen des Daphne Programmes mit dem Titel: IMPLEMENT: SPECIALISED SUPPORT FOR VICTIMS OF VIOLENCE IN HEALTH CARE SYSTEMS ACROSS EUROPE eingereicht und bewilligt bekommen.

      Der Projektzeitraum von IMPLEMENT ist von 1. 10.2014 bis 30.09.2016

      DasTrainingshandbuch "Geschlechtsbasierte Gewalt" für medizinische Fachkräfte können Sie hier downloaden: Trainingshandbuch

      Das Handbuch ist auch auf Englisch verfügbar: Manual

      Das Projekt wird auch von ExpertInnen (Advisory Group Members) aus Belgien, Deutschland und UK unterstützt. Darüber hinaus wurden zwei TrainerInnen aus UK eingeladen, ihre Erfahrungen aus dem Model IRIS einzubringen und die Trainings durchzuführen. Der Verein AÖF wird ein eigenes Trainingsmaterial basierend aus bestehenden Handbüchern von WAVE (Women Against Violence Europe) und UNFPA (UN-Population Fund Agency) für das Projekt entwickeln und in die jeweiligen 6 Sprachen übersetzen lassen.

      Das Projekt zielt darauf ab, das Gesundheitssystem in den 6 Ländern dahingehend zu verbessern, um gewaltbetroffene Menschen, insbesondere Frauen und Mädchen umfassend zu unterstützen. Dazu gehört vor allem die Schulung und Sensibilisierung des gesamten medizinischen Personals hinsichtlich geschlechtsbasierter Gewalt (gender-based violence). Ziel ist es Opferschutzgruppen in den Krankenhäusern gemeinsam mit ExpertInnen aus dem Gewaltpräventionsbereich zu installieren – nach dem Vorbild von Österreich gemeinsam mit bewährten Modellen aus Europa.

      Zentrale Schwerpunkte des Projekts IMPLEMENT sind,

      1. Kooperation mit einem Krankenhaus in dem jeweiligen Land, welches bereit ist, das Thema gender-based violence im Krankenhaus zu implementieren und gewaltbetroffene Menschen, insbesondere Frauen umfassend zu unterstützen und Opferschutzgruppen zu installieren.
      2. Zur Verfügungsstellen einer medizinischen ProjektleiterIn/ExpertIn im Krankenhaus, die bereit ist, an einem zweitägigen Trainingsseminar (im AKH in Wien am 21.-22. Mai 2015, Trainingssprache Englisch) teilzunehmen und sich als MultiplikatorIn ausbilden zu lassen und anschließend 3 Ausbildungstrainings mit dem medizinischen Personal gemeinsam mit einer Gewaltexpertin aus dem Opferschutzbereich (Frauenhaus oder Gewaltschutzzentrum) durchzuführen. (insgesamt sollten etwa 48 MitarbeiterInnen im Krankenhaus geschult werden (angefangen von Mangagement, MedizinerInnen, Hebammen bis hin zum Pflegepersonal). Dauer des Trainings: 6 Stunden mit jeweils etwa 15-16 TeilnehmerInnen).
      1. Beide – die medizinische ProjektleiterIn/ExpertIn (clinical Lead) des Krankenhauses und die Gewaltexpertin müssen bereit sein, gemeinsam die Implementierung von IMPLEMENT durchzuführen.
      2. Berichterstattung und Dokumentation der jeweiligen Trainings und Mitwirkung an der Evaluation

      Es erfolgt eine vertragliche Vereinbarung zwischen den ProjektleiterInnen von IMPLEMENT und den GewaltpräventionsexpertInnen und den medizinischen Projektleiterinnen.

      Hintergrund:

      Das Gesundheitswesen in Europa nimmt eine wesentliche Schlüsselrolle bei der Identifizierung von Opfern von geschlechtsspezifischer Gewalt ein. Oft werden diese wichtige Rolle und Aufgaben nicht oder noch nicht ausreichend wahrgenommen. Da das Krankenhauspersonal in der Regel den ersten und meisten Kontakt zu den Betroffenen hat, sind sie in der einmaligen Lage das Schweigen der Opfer zu brechen und die entscheidende und wichtige Betreuung zu gewährleisten. Da Frauen und Kinder die Opfer von Gewalt geworden sind, meistens viele Jahre mit den gesundheitlichen Konsequenzen zu kämpfen haben, ist es unbedingt notwendig und erforderlich Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt zu erkennen und eine umfassende Hilfestellung anzubieten. Hier liegt die größte Schwachstelle: das Krankenhauspersonal scheitert oftmals in der Erkennung von PatientInnen, die Gewalt oder andere Formen von Missbrauch erfahren haben und behandelt demnach nur die unmittelbaren Beschwerden und versäumen so oft die Gelegenheit eine Verbindung zu spezialisierten Opferschutzstellen herzustellen. Diese spezialisierten Einrichtungen haben oft nicht die Infrastruktur oder die rechtlichen Rahmenbedingungen um die erforderliche Hilfe bereitzustellen. Es ist unumgänglich dass das Personal des Gesundheitswesens auf geschlechtsspezifische Gewalt reagiert und eine entscheidende Rolle zum Schutz der Gesundheit und Rechte der Frauen einnimmt.

      Das Projekt IMPLEMENT bezieht sich auf 2.2.1 des Support for victims of violence (SVV) des EU-Daphne Programmes, wonach in 6 europäischen Ländern räumliche Einrichtungen bzw. Opferschutzgruppen mit entsprechender spezialisierter Unterstützung für Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt implementiert werden sollen. Dabei soll es nicht nur eine Anlaufstelle für Notfälle sein, sondern es soll eine umfassende und konkrete Hilfe und Erstversorgung, aber auch Geburtsvorbereitung anbieten.

      Der begünstigte Kreis sind Frauen die nicht nur Hilfe in einem Notfall brauchen sondern auch Geburtshilfe als Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt suchen. Aber auch das Krankenhauspersonal (ÄrztInnen, Krankenschwestern, Hebammen) welches die medizinische Betreuung bereitstellt.

      Zielgruppe sind geschulte MitarbeiterInnen aus dem Gewaltpräventionsbereich, die die Erstversorgung von Opfern vornehmen; Geburtshelferinnen/Notfallpersonal innerhalb des pragmatischen Umfeldes eines Krankenhauses, die nicht dafür ausgerichtet sind Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt mit ihren besonderen Bedürfnissen zu betreuen; politische Entscheidungsträgerinnen die dafür zuständig sind die Ressourcen zu verteilen und die institutionellen Maßnahmen zu setzen, für die Unterstützung der Opfer innerhalb des Umfeldes des Krankenhauses.

      Methodik: Das Projekt will räumliche Einrichtungen bzw. sogenannte Opferschutzgruppen in 6 EU Ländern zur Verfügung stellen, um die spezialisierte Hilfestellung für Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt, in einem Krankenaus bzw. Geburtshilfe- oder Notfall Ambulanz, zu gewährleisten.

      Dies soll in 4 Anlaufen durchgesetzt werden:

      Erstens, soll die Ausstattung und die gegebene Situation in den jeweiligen 6 Partnerländern analysiert werden um die Stärken und Schwächen des jeweiligen Gesundheitswesens zu identifizieren.

      Zweitens, sollen multimediale Interventionen zur Anwendung kommen die Diskussionen, Simulationen und Rollenspiele involvieren um 6 MitarbeiterInnen aus dem Gewaltpräventionsbereich zusammen mit 6 Angehörigen des Krankenhauspersonals, die dabei vor allem als klinische ExpertInnen fungieren, auszubilden. Vorgesehen ist eine zwei-tägige Ausbilderausbildung. Es ist unabdingbar dass das medizinische Personal, welche diese Vermittlerfunktion innerhalb der jeweiligen Institution übernimmt zusammen mit MitarbeiterInnen für Gewaltprävention geschult wird, da sie so zu einer Informationsquelle für die MitarbeiterInnen ihres Teams werden. Dadurch kann auch die Aufmerksamkeit des Krankenhauspersonals sensibilisiert werden, wodurch es dann zu einer Verhaltensänderung gegenüber Opfer von geschlechterspezifischen Gewalt kommen soll. Dieser Austausch begünstigt eine Arbeitskooperation zwischen medizinischem- und gewaltpräventions- Personal wodurch ein System der Zuweisung zwischen Krankenhaus und Opferschutzstelle begünstigt wird.

      Drittens, sollen die klinische ExpertIn des Krankenhauses und die ExpertIn der Opferschutzstelle gemeinsam die Ausbildungsseminare vor Ort (3 x 6 Stunden) abhalten. Um die Praxisnähe zu gewährleisten sollen diese Seminare entweder direkt im Krankenhaus oder in der Umgebung einer Geburtshilfe- oder Notfall Ambulanz abgehalten werden.

      Viertens, soll parallel dazu für die Sensibilisierung und Interessenvertretung auf politischer Ebene gesorgt werden. Hierbei sollen gezielt politische Entscheidungsträger eingebunden werden, um auf institutioneller Ebene die Maßnahmen für die spezialisierte Betreuung von Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt innerhalb des Gesundheitswesens zu Fördern.

      Die Evaluation des Projektes soll sich vorrangig an zwei Ergebnissen festmachen: die aufgezeichneten Patienten die zur Opferschutzstelle überwiesen wurden und die erfassten Fälle von häuslicher Gewalt in den elektronischen Patientenakten.

      Die für dieses Projekt ausgewählten PartnerInnen, wurden anhand ihrer Expertise im Feld der geschlechtsspezifischen Gewalt und Interventionen im Gesundheitssystem, sowie ihrer Erfahrung in komplexen Länderübergreifenden Projekten, ausgewählt. Das Team für dieses Projekt besteht aus 6 Organisationen, die für ihre Erfahrung in der theoretischen wie praktischen Arbeit im Feld der geschlechtsspezifischen Gewalt und dem Gesundheitswesen, gesammelt haben. Hierbei hat der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser – AÖF – die übergreifende koordinierende Rolle aller 6 Partnerländer übernommen. Die Partner lauten:

      • BGRF (BU) – The Bulgarian Gender Research Foundation
      • BBU (RO) – The Babes-Bolyai University Department of Environmental and Occupational Health at the Cluj School of Public Health
      • GESINE Network/Kompetenzzentrum Frauen und Gesundheit NRW (DE)
      • LAMORO (IT) – LAMORO Development Agency
      • PSYTEL (FR) - Kooperative unabhängiger ExpertInnen
      • 2 TrainerInnen aus England
      • 4 ExpertInnen aus dem medizinisch wissenschaftlichen Bereich, Belgien, UK und Deutschland

      Vorbild dieses Projektes in Österreich, wo bereits Opferschutzgruppen laut Gesetz implementiert wurden und werden mussten und der Verein AÖF gemeinsam mit österreichischen ExpertInnen aus der Medizin, Polizei und Opferschutz an der Implementierung von Opferschutzgruppen aktiv mitgewirkt hat und eine enge Kooperationen vor allem in Wien erarbeitet hat.

      Ziel ist es, solche Opferschutzgruppen in den Krankenhäusern der Bundesländer zu installieren um die Flächendeckung von Opferschutzgruppen in Österreich auszubauen.

      Wenn man davon ausgeht, dass in Österreich eine von fünf Frauen mindestens einmal Opfer von Gewalt in ihrem Leben werden und wurden bzw. mit Gewalt konfrontiert werden, sollte das Netz von ersten Anlaufstelle, vor allem in Krankenhäusern, ausgebaut werden um eine schnelle und kompetente Erstversorgung zu ermöglichen.

       

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      Stand: 15.4.2024

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